Kolumne Textgeflüster
Wehe, wenn der nächste floppt!
13 Jahre ist es jetzt schon her, dass meine erste Textgeflüster Kolumne hier erschien. Damals ging ich mit meiner Hauptfigur ins Prückl, die wollte zu den Nichtrauchern, ich beschwerte mich über den Putzmittelgeruch.
»Im Café Ministerium geht der Rauch herum, bum-bum«, besingt Herr Molden eine untergegangene Zeit. Trotzig, wie ich bin, rächte ich mich auf Seite 1. Schickte meine Protagonistin ins Café, wo die Rauchschlieren fröhlich waberten – bis hin zu einer entblößten Brust. Flop wurde mein Erstlingswerk dann nicht. Und ich sag euch, das lag weniger an der Brust, als an den vielen Zigaretten, die gewuzelt, geraucht und mit Gras versetzt wurden. »Gib dem Affen Zucker«, hieß es dann im Verlag, vor dem ersten Interview. Und das tat ich auch. Wenn ich nervös bin, beginne ich nämlich zu plappern, statt schweigend zu rauchen. Der Journalist drehte dann alles nochmals im Kreis und fertig war die Story vom Überraschungsbestseller einer Person ohne Plan B, dafür im wehenden schwarzen Mantel. Dabei habe ich zu keiner Zeit meines Lebens einen schwarzen Mantel besessen, und einen Plan B hätte es durchaus gegeben, sogar C, D und E. (Und Bestseller war sowieso total übertrieben.)
Was dann folgte? Roman 2 floppte tatsächlich. Meine Lektorin geriet in eine leichte Panik, der dritte müsse unbedingt wieder ein Hit werden, der Mutterverlag möge keine Abwärtsbewegungen. Hat sich dann aber eh von selbst erledigt, das mit dem Hit. Bevor Roman 3 fertig war, gab es den Verlag nicht mehr. (Aber daran war nicht mein Flop schuld, sondern der vom Stefan Kutzenberger. Wer jetzt nicht weiß, wovon ich rede, möge seinen »Jokerman« lesen – der ist auch sehr lustig!)
Roman 3 verkaufte sich dann übrigens noch schlechter – aber der neue (viel kleinere) Verlag war mit den Verkaufszahlen äußerst zufrieden (wird dort zumindest behauptet).
Mittlerweile bin ich bei einer Agentur untergekommen. Die warten vor dem Wegschicken auf was Neues – weil es ja immer gut ist, zu beweisen, dass da noch was Tolles nachkommt. Nur leider floppt’s bei mir schon wieder. Also flüchte ich mich (wie schon als Kind, wenn’s brenzlig wurde) in die Lesesucht. Wie ich mit den Flops der anderen umgehe? – Ich suche sie ja, wirklich, aber da ist keiner zu finden! Ehrlich! Alles flippige Bücher, die da erscheinen. Schauen Sie hinten nach und überzeugen Sie sich! Aber wozu dann noch selber schreiben, frage ich mich. Im Spiegel lacht mir die eigene Vergänglichkeit entgegen, im Radio wird von Kriegstoten berichtet, Südeuropa brennt nieder und die nächste Gasrechnung wird auch nicht mehr finanzierbar sein. Fürs Schreiben bräuchte ich jedoch einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Oder wenigstens jugendliche Wut. Vielleicht aber fehlt mir einfach nur das Nikotin …
