📘 EVA

Titel: Eva
Autorin: Verena Keßler

Sina ist Journalistin. Sie interviewt Eva, die Lehrerin, die der Meinung ist, dass man am besten gar keine Kinder mehr in die Welt setzen sollte. Wegen des Klimawandels und der fehlenden Ressourcen. 
Es wäre doch wesentlich besser, wenn man den Menschen, die auf der Welt sind, ein gutes Leben ermöglicht-
Zum Interview kommt Eva mit einem Hund.  Das wäre Sina nicht mal groß aufgefallen, hätte sich ihr Partner Milo, der sich von ihr Kinder wünscht, nicht so sehr drüber aufgeregt. Einen Hund haben, aber sich über Kinder beschweren? Das findet Milo krank. Und da Sina noch einen guten Einstieg ins Interview braucht, schreibt sie eben über Evas Hund. 
Um Eva Lohaus, den Hund und vor allem die Kinderfrage dreht sich Verena Kesslers Roman EVA der humorvoll, tragisch, kritisch und vor allem sehr geschickt aufgebaut ist.

Vier Erzählungen von vier Frauen sind es, die bei EVA ineinander laufen.
Zuerst lernen wir Sina kennen, die Journalistin, die mit Milo zusammen ist. Verena Kessler beschreibt das romantische Kennenlernen der beiden, das zweite Date findet übrigens gleich mal im Krankenhaus statt, warum verrate ich an dieser Stelle nicht. Sina hat in Milo den Partner des Lebens gefunden, so fühlt es sich zumindest sofort an. Doch der Kinderwunsch von Milo, den Sina ihm nicht erfüllen kann, wird letztendlich zum Aus der Beziehung führen

Dann gibt es Eva Lohaus, die titelgebende Heldin. Wie sich rausstellt, ist der Hund gar nicht von ihr. Eva hat ihn – bzw sie, es ist nämlich eine Hündin, von ihrem besten Freund und Langzeitgeliebten geerbt. Der hat jetzt ein Kind, und da passt so ein Tier nicht mehr ins Konzept. Zu dem Zeitpunkt, als wir Eva kennenlernen, lebt die Hündin nicht mehr. Sie wurde vergiftet. Neben diverser Hassbotschaften eine Folge des Artikels von Sina. 

Eva zieht sich aufs Land zurück und beginnt ein Haus zu renovieren. Hilfe bekommt sie dabei von der Nachbarstochter, die bald jeden Nachmittag bei Eva verbringt und der Lehrerin sehr ans Herz wächst 

In der dritten Erzählung lernen wir Sinas Schwester Mona kennen. Im Gegensatz zu Sina, die nicht schwanger werden konnte, hat es bei Mona ganz schnell geklappt, und das gleich 2x. Glücklich ist Mona als Mutter nicht. Als Sina sich von Milo trennt, fahren die beiden Schwestern gemeinsam auf Urlaub. Einmal möchte Mona wieder für sich sein. Allein auf der Luftmatratze schaukeln ohne dass sich jemand an sie hängt und ihren Körper für sich vereinnahmt. 

Hier könnte es jetzt kitschig werden … Man stelle sich vor:  Sina verträgt sich wieder mit Milo und die beiden entlasten Mona und werden die idealen Teilzeiteltern. So wie Eva das bestimmt gutgeheißen hätte. (Kümmert euch gefälligst um die Kinder, die da sind statt eigene zu bekommen!) 
Verena Keßler wählt einen anderen, weniger kitschigen Ausgang, indem sie uns eine vierte Frau vorstellt. Es ist die ehemalige Sekretärin jener Schule, in der Eva gearbeitet hat. Und wie sich herausstellt, ist sie es, die Schuld am Tod des Hundes hat. Warum, das müssen Sie selbst herausfinden. Eines aber ist sicher, am Ende werden Sie dieses Buch zuklappen und sehr viel nachdenken. Über Sina, Eva und Mona — und über da Schicksal jener Frau, die wieder einen ganz anderen Blick auf das Muttersein.

Autorin: Verena Keßler
Titel: Eva
Verlag: Hanser Berlin
Publikationsjahr: 2023
Seiten: 208
ISBN: 978–3‑446–27588‑1
Eine Hörprobe aus dem Hörbuch (Der Audio Verlag) gibt es am 15.8. um ca. 18.45 in unserer Radiosendung auf Radio Helsinki