Zärtliche Risse

Titel: Zärtliche Risse
Autorin: Astrid Kohlmeir

Seien wir doch mal ehrlich. Es werden unendlich viele misslungene, heillos pathetische Liebesgedichte mit abgedroschenen Bildern verfasst. Das wissen alle, die schon mal in einer Redaktion einer Literaturzeitschrift mitgearbeitet haben oder in der Jury eines Lyrikwettbewerbs saßen. Darum bin ich immer ein bisschen skeptisch, wenn ich den Band einer Autorin in die Hände bekomme, deren Namen mir (noch) nichts sagt.

Zärtliche Risse aber hat mich wirklich überrascht. Astrid Kohlmeiers Lyrik ist nämlich durchaus pathetisch, aber auf eine so schöne Art und Weise, dass ich mich gar nicht mehr sattlesen konnte. 

Hauptsächlich habe ich mich in den Gedichten selbst gefunden – es ist mein Fühlen, es sind meine Gedanken, es sind meine (früheren) Begegnungen, so scheint es, die Astrid Kohlmeier in Worte gießt. 

Es sind melancholische Gedichte, in einer sehr klaren, einfach zu lesenden Sprache verfasst, was sie sehr ehrlich macht. Es geht ums Alleinsein, ums Kennenlernen, ums Küssen, ums Nachfühlen, ums Heimweh und um die Flucht vor „Stille und tosendem Lärm / Zuneigung und gähnender Einsamkeit“

Und vor allem geht um das Du.

Du bist
Das gelockte Haar auf meinem Kleid
Die Laufmasche auf meinem Schenkel
Der spitze Stein in meinem Schuh 

Über die Sehnsucht spricht man nicht, zu flüchtig ist sie, zu scheu, wenn sie ans Tageslicht gezerrt werden.
Aber manche schaffen es, sie in wundervolle Lyrik zu gießen. 

Buchinfos:
Titel: zärtliche Risse
Autorin: Astrid Kohlmeier
Buchverlag: der wolf verlag
Erscheinungsjahr: 2023
Seiten: 109
ISBN: 978–3‑903354–47‑0

Leseprobe auf der Seite der Autorin

> zur Lesung der Autorin in unserer 7shoG-Sendung am 7.11.2023